Jeden Frühling, wenn die Temperaturen milder werden, bestaunen im Kanton Waadt immer mehr Menschen Blumen in tausend Farben. Diese Naturbewunderer haben aber keine Ahnung, dass die bunten Blütenblätter nicht für ihre Augen bestimmt sind, sondern für meine!
Wer bin ich? Eine Biene, na klar! Um mich und andere bestäubende Insekten anzulocken, zeigen sich die Pflanzen in ihrem schönsten Kleid. Wenn ich bei einer Blüte nach der anderen Nektar einsammle, transportiere ich ihren Pollen und stelle die Vermehrung sicher. Ich bin also bestens qualifiziert, Ihnen meine Auswahl der schönsten Blumenschauen und blühenden Orte im Kanton Waadt zu präsentieren. Wir fliegen gleich ab!
Wer bin ich? Eine Biene, na klar!
Ich war entzückt, mehr als 120'000 Tulpen in 300 verschiedenen Sorten zu entdecken – genug Nahrung für ein ganzes Bienenvolk oder mehr!
Sobald die Sonnenstrahlen oberhalb von Montreux – genauer gesagt auf Les Pléiades, in Glion, auf dem Mont-Pèlerin, in Les Avants und Caux – den Schnee weggeschmolzen haben, kleiden sich die Wiesen in einen anderen weissen Mantel, der aus Narzissen besteht. So viele von ihnen wildwachsend auf Feldern bewundern zu können, soll schweizweit einmalig sein. Diese Landschaft mit dem Genfersee und den Alpen im Hintergrund beeindruckt sogar kleinste Wesen wie mich!
Die Jonquille, eine gelbe Cousine der Narzisse, blüht am Mormont-Hügel in Eclépens zwischen La Sarraz und Echallens ebenfalls in grosser Zahl. Obwohl mich das Weiss und das Gelb von Narzisse und Jonquille faszinieren, ist mein Vergnügen vor allem beschaulicher Art, denn diese Blumen bieten mir keine wirklich verlockende Nahrung …
Die Gärten von Schloss Vullierens oberhalb von Morges zählen zu den schönsten der Schweiz. Sie sind für ihre 400 Iris-Sorten bekannt, beherbergen heute aber eine Vielzahl unterschiedlicher Blumen, zur grössten Freude von uns Bienen! Denn wir finden hier Nektar und Pollen während der gesamten Öffnungszeit der Gärten, das heisst von Mitte April bis Ende Juli oder sogar Oktober. Besucher, die diese Blumenpracht im eigenen Garten nachbilden möchten, können hier Zwiebeln von Iris und Taglilien kaufen – der zweiten wichtigen Blumenart von Vullierens, die im Hochsommer blüht. Wenn ich in diesen Gärten Nektar sammle, begegne ich seltsamen Skulpturen – mehr als 50! – und höre das zufriedene Lachen von Weinliebhabern, die hier einen anderen Nektar vom Weingut des Schlosses degustieren.
Wenn ich in diesen Gärten Nektar sammle, begegne ich seltsamen Skulpturen…
Etwa 2250 Dahlien in allen Formen und Farben schmücken die über anderthalb Kilometer lange Uferpromenade von Morges bei der Blumenschau «La Fête du Dahlia». Im Frühling geborene Bienen werden leider nicht lange genug leben, um die über 100 Sorten der ursprünglich aus Mexiko stammenden Dahlien zu bewundern. Meine im Herbst zur Welt gekommenen Artgenossinnen werden hier aber einen Festschmaus finden, bevor sie den Winter in der Wärme im Bienenstock verbringen und sich um die Larven kümmern, die nächsten Frühling ausschlüpfen werden!
Selbst wenn uns das urbane Leben manchmal feindlich gesinnt ist, haben wir bisweilen nichts gegen einen kleinen Städtetrip. Vor allem wenn uns dieser Ausflug nach Lausanne führt, in eine der grünsten Städte der Schweiz. Diesen Sommer haben wir gute Gründe, in die olympische Hauptstadt zu fliegen. Eine der grössten Veranstaltungen für Landschaftsarchitektur Europas, Lausanne Jardins, schlägt erneut in zwanzig Grünräumen der Stadt ihre Zelte auf. Neben einigen Kreationen zeitgenössischer Künstler, die uns nicht viel Nektar bieten, gibt es dort nämlich auch sehr vielversprechende Blumenbeete!
Im Kanton Waadt erlauben verschiedene intakte Orte und markierte Wege, zwei Vergnügen der schönen Jahreszeit auf einen Nenner zu bringen: das Wandern und die Naturbeobachtung, insbesondere von Blumen. Wer es unserer kleinen Biene gleichtun möchte, kann der Via Francigena folgen. Dieser internationale Wanderweg führt über Eclépens mit seinen Feldern gelber Narzissen. Beim Narzissenweg , der Bewunderern der weissen Variante dieser Blume gewidmet ist, handelt es sich um einen hübschen zweistündigen Rundweg, der zwischen Montreux und Les Avants durch Felder dieser Wildpflanzen führt. Steigt man noch etwas weiter in die Höhe, gelangt man zu den Alpengärten La Rambertia auf den Rochers-de-Naye oder La Thomasia in Les Plans-sur-Bex. Am Genfersee zurück, kann man nur schwer widerstehen, das Seeufer entlangzugehen und die tausend Farben des Tulpenfests oder des Dahlienfests zu bestaunen. Einige Kilometer weiter wachsen im Aubonne-Tal in einem einzigartigen Arboretum blühende Baumarten aus aller Welt. Und um unsere kleine Biene noch besser kennen zu lernen, organisiert der Parc Jura vaudois pädagogische Veranstaltungen, bei denen Kinder alles über dieses sympathische bestäubende Insekt erfahren.